Musikerviertel / Nordwestlicher Stadtteil
Bezirke 22 / 31
Beschreibung des Planungsgebietes
Sozialer Wohnungsbau
Die östlich gelegenen Wohnviertel beider Bezirke entstanden im Rahmen der Stadtentwicklungen der 20er und 30er Jahre.
Im Musikerviertel schloss sich nach 1950 sozialer Wohnungsbau in Zeilen- und Blockbauten an.
Auch die das westliche Drittel des Stadtteils Musikerviertel einnehmende Siedlung, Askren Manor, die bis zum Abzug der Amerikaner Wohnraum für Angehörige amerikanischer Streitkräfte bereit hielt, ist hauptsächlich eine 3- und 4-geschossige Zeilenbebauung. Im Zuge der Konversion entstehen im neuen Wohngebiet "Bellevue" Einzel- als auch Doppelhäuser, sozialer Wohnungsbau und Eigentumswohnungen. Der Umbau und die Modernisierung der vorhandenen Wohnblocks ist vorsehen.
Im südlichen Drittel des Stadtteils Musikerviertel findet sich an der Grenze zum Bergl eine große Zahl von Bildungseinrichtungen - ein Gymnasium, Berufs- und Berufsfachschulen, die Fachakademie für Sozialpädagogik und die Monterssori-Schule.
Die Bebauung des Gebietes ist größtenteils abgeschlossen. Im Rahmen der Modernisierungsmaßnahmen wurden in den 80 und 90er Jahren viele der durch die Wohnungsbaugesellschaft verwalteten Bauten im Musikerviertel renoviert und dem derzeitigen technischen Standard angepasst.
An das Musikerviertel schließt im Norden der Nordwestliche Stadtteil an, der das Konversionsgelände der Ledward Barracks einschließt. 2015 bis 2018 war dort eine Erstaufnahmestation für Flüchtlinge untergebracht. Ab 2022 werden dort wieder geflüchtete Menschen untergebracht.
Seit 2017 heißt das Areal der Ledward Barracks Carus-Park. Hier entsteht seitdem ein neuer Bereich für Forschung, Wissenschaft, Lehre, studentischem Wohnen und Freizeit, mit dem internationalen Hochschulcampus i-Campus Schweinfurt als Hauptnutzer. Der i-Campus Schweinfurt (auch: Johann-Lorenz-Bausch-Campus) ist ein Projekt für einen internationalen Hochschulcampus der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) i-Campus (Aussprache deutsch) steht für internationalen Campus. Das Gebäude der Fakultät Wirtschaftsingenieurwesen wurde zum Wintersemester 2020/21 eröffnet. Die FHWS bekommt zudem im i-Campus ein Lehrzentrum mit dem ersten Studiengang Deutschlands für Robotik. Im Rahmen des i-factory-Konzepts wird als erstes von drei Gebäuden das Robotik-Gebäude für die beiden Studiengänge Robotik (Deutsch) und Robotics (Englisch) errichtet. Das Gebäude soll 2025 fertiggestellt sein.
In der Nachbarschaft zum i-Campus befindet sich einer der größten Sportparks Süddeutschlands, mit dem Sachs-Stadion, dem Eisstadion Icedome und zahlreichen weiteren Sportstätten.
2016 erwarben die Stadt Schweinfurt und die SWG Doppelhäuser in Holzbauweise auf dem ehemaligen Wohngebiet der Amerikaner, Yorktown Village, das um 1990 entstanden ist. Die Doppelhaushälften wurden inzwischen an die Bevölkerung verkauft (64) und vermietet (4). Im Norden dieses Gebiets werden weitere Wohnbaugrundstücke ausgewiesen.
Das Kessler Field diente den Amerikanern als Bildungs- und Sportpark. Das Gelände Kessler Field / Yorktown Village umfasst ca. 20 Hektar, liegt zwischen Hainig und Gartenstadt und ist über die Niederwerrner Straße, den Kasernenweg und die Heeresstraße zu erreichen.
Durch den Bau von zwei Kasernenkomplexen in den Jahren 1935/36 wurde die geplante weitere Entwicklung der Wohnbebauung nach Westen im nordwestlichen Stadtteil (31) blockiert. Die Kasernen, eine große Kleingartenanlage im Norden und das 1936 erbaute Stadion im Westen nehmen 3/4 der Fläche des Gebietes ein. Auch in diesem Gebiet wurden die Wohnungen in den letzten Jahren modernisiert.
Im Gebiet Musikerviertel bzw. Nordwestlicher Stadtteil gibt es viele Schulen, darunter 3 Gymnasien, 2 Realschulen, die Montessori-Schule, mehrere Berufs- und Fachschulen, ein Bayernkolleg, ein Telekolleg, eine Berufsoberschule und Fachoberschule, eine private Wirtschaftsschule, eine Fachakademie für Sozialpädagogik sowie die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Im Gebiet selbst gibt es keine Volksschule, im Grenzgebiet zur Innenstadt liegen jedoch die Auen-Volksschule und die Körner-Volksschule. Nach Abschluss der Bauarbeiten zieht die Körner-Schule in das neue Wohngebiet "Bellevue", ehemals Askren Manor, um.
Alle Schweinfurter Grund- und Mittelschulen, die Berufsschulen und die Wilhelm-Sattler-Realschule werden von JaS-Fachkräften unterstützt. Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) richtet sich an junge Menschen mit sozialen und erzieherischen Problemen, die zum Ausgleich von sozialen Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen Unterstützung benötigen. Jugendsozialarbeiter*innen (JaSler) haben damit ein offenes Ohr für Sorgen vor allem bei sozialen, familiären oder schulischen Angelegenheiten und bieten Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern in den Schulen vor Ort und bei Bedarf auch im Zuhause oder anderenorts persönliche Beratung und Unterstützung an. JaS stellt insbesondere Einzelfallhilfe dar und will einen Beitrag leisten, eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen. Als aufsuchende Form der Jugendhilfe begibt sich JaS unmittelbar in das Lebensfeld der jungen Menschen, das heißt in die Schule als den Ort, an dem Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer Zeit verbringen. Weitere Informationen sind zu finden unter: https://www.schweinfurt.de/leben-freizeit/jugend-familie/praevention/11183.Jugendsozialarbeit-an-Schulen.html
Es gibt vier Kindertageseinrichtungen/Kindergärten in diesem Planungsgebiet: St. Michael, Kirchengemeinde Dreieinigkeit, St. Kilian und das Montessori-Kinderhaus. Eine fünfte Kita wird im neuen Wohngebiet "Bellevue" entstehen, im selben Komplex, der dann die Körner-Schule beherbergen soll. Auch eine Hortgruppe wird dort eingeplant. Der Anteil an Familien mit Migrationshintergrund in diesem Planungsgebiet liegt zum 01.01.2022 in der Kindertageseinrichtung der Dreieinigkeitskirche bei 69% (vgl. 2019 67%, 2014 66%), bei St. Kilian bei 72%, bei St. Michael bei 63% und im Montessorikinderhaus bei 39%. Seit dem Jahr 2017 ist die Kita der Dreieinigkeitskirche einer der fünf Familienstützpunkte Schweinfurts, die verschiedene zielgerichtete Angebote für Eltern und Kinder des gesamten Planungsgebiets vorhalten.
Mit dem Jugendhaus Franz-Schubert-Straße (FränZ) und der Jugendbegegnungsstätte Euerbacher Straße gibt es zwei Jugendeinrichtungen im Musikerviertel und Nordwestlichen Stadtteil. Die Besucherstruktur des Jugendhauses reicht vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen. Die Klientel kommt auch aus dem ganzen Stadtgebiet, der Stadtteil Musikerviertel und der Nordwestliche Stadtteil gehören aber zum Haupteinzugsgebiet.
Die Jugendbegegnungsstätte Euerbacher Straße bezieht ihre Besucher aus dem direkten Wohnumfeld, das aus Sozialwohnungen besteht. Bei der Besucherstruktur überwiegt der Kinderanteil und die Kinder kommen aus sozial schwach gestellten Familien.
Die Kirchengemeinden Dreieinigkeit sowie St. Michael leisten Kinder- und Jugendarbeit. Ansässige Sportvereine sind die DJK, der Eislauf- und Rollschuhverein, der TC „Weiß-Blau“. Weiterhin bieten andere Sportvereine in Turnhallen von fünf Schulen, in der Georg-Wichtermann-Sporthalle und im Willy-Sachs-Stadion Aktivitäten an. Das Sportangebot ist in diesem Gebiet damit sehr vielseitig. Frei- und Spielflächen sind im Stadtteil vorwiegend auf Klein- und Schulkinder ausgerichtet.
Das Musikerviertel und der Nordwestliche Stadtteil bestehen bis auf den Hainig überwiegend aus kleinen Tempo30-Zonen, die jedoch durch stark befahrene Straßen, wie die Niederwerrner Straße, die Franz-Schubert-Straße, der J.-F.-Kennedy-Ring oder die Nikolaus-Hofmann-Straße voneinander abgegrenzt werden. Die Anbindung an die Innenstadt durch die öffentlichen Verkehrsmittel erfolgt für den Nordwestlichen Stadtteil zur Hauptverkehrszeit im 20- bis 30-Minuten-Takt und ist als eher schlecht zu beurteilen. Das Musikerviertel verfügt zwar über keine eigen Buslinie, jedoch führen die Buslinien Richtung Niederwerrn, Oberwerrn und Hainig durch dieses Gebiet, wodurch eine gute Busverbindung vorhanden ist.
Bevölkerungsstruktur
Generationswechsel
Bevölkerungssituation im Planungsgebiet
Die in den 70er Jahren bestandene Überalterung des Viertels hat sich durch einen Generationswechsel verändert. Die ältere Bevölkerung ist zunehmend rückläufig und die Altersstruktur hat sich zugunsten der Jüngeren verschoben. Die Altersklassen von 19–35 Jahren sind überdurchschnittlich vertreten. Dies liegt auch an Wohnheimen für Studenten die sich mit dem Ausbau der Fachhochschule in diesem Gebiet ansiedelten.
Zum 31.12.2021 liegt die Anzahl der im Planungsgebiet Lebenden bei 6926 (vgl. 2018 7553, 2014 6305, 2010 6436, 2006 6511, 2001 6637). Dies entspricht 12,8%.
Migrationshintergrund
Von den 6926 (vgl. 2018 7553, 2014 6305) Personen, die zum 31.12.2021 im Musikerviertel und im Nordwestlichen Stadtteil leben, sind 2057 (vgl. 2018 2677, 2014 1027) Menschen Ausländer und 1159 (vgl. 2018 1153, 2014 1173) Doppelstaatler. Menschen mit Migrationshintergrund sind in diesem Planungsgebiet von 35% im Jahr 2014 auf 46% gestiegen. Zu diesem Anstieg, vor allem durch ausländische Mitbürger, trägt vermutlich bei, dass viele anerkannte Flüchtlingsfamilien im Musikerviertel auf günstigen Wohnraum gestoßen sind.
Der Anteil der ausländischen Mitbürger liegt zum 31.12.2021 mit 29,7% (vgl. 2018 35,4%, 2014 16,3%) 9,7 Prozentpunkte (vgl. 3,1 im Jahr 2014) über dem des Gesamtstadtgebiets mit 20,6% (vgl. 13,2% im Jahr 2014). Ist aber im Vergleich zu 2018 in der Tendenz rückläufig.
Die Doppelstaatler liegen mit 16,7% 0,3 Prozentpunkten unter dem des Gesamtstadtgebiets mit 17% (vgl. 2010 3,7 Prozentpunkte) und damit, seit Jahren stetig leicht sinkend, inzwischen etwa auf dem gleichen Niveau.
Entlang der Niederwerrner Straße und einiger Parallelstraßen besteht die Klientel vor allem aus jungen Familien, Alleinerziehenden, Heranwachsenden, sowie aus ausländischen Familien und Aussiedlerfamilien. Allgemein kommen die Bewohner des Stadtteils, die durch den billigen Wohnraum angezogen werden, aus schwachen sozialen wie finanziellen Verhältnissen.
Ambulante Maßnahmen nehmen sowohl im Musikerviertel als auch im Nordwestlichen Stadtteil häufig Alleinerziehende in Anspruch. Ein räumlich abgegrenztes Gebiet ist der Hainig. Dort wohnen auch Amerikaner und Aussiedler. Am Hainig gibt es keine Schule, keinen Kindergarten und auch keine Spielplätze. Daher müssen die Kinder zum Erreichen der Schule bzw. des Kindergartens lange Wege in die Stadt zurück legen. Die räumlich dem Hainig näher liegenden Kindergartenplätze in den Niederwerrner Kindergärten werden an Kinder, die am Hainig wohnen, nur dann vergeben, wenn alle Kinder aus Niederwerrn versorgt sind.
Allgemein
Das Musikerviertel und der Nördliche Stadtteil sind vorwiegend durch ältere und qualitativ niedrige Bausubstanz gekennzeichnet. Problematisch ist dabei, ähnlich wie in der westlichen und nördlichen Innenstadt, dass die abnehmende ältere Bevölkerung fast ausschließlich durch sozial wie finanziell schwache Personen und Familien ersetzt wird. Vor allem Alleinerziehende zieht es oft in das Musikerviertel oder in den Nordwestlichen Stadtteil. Sportangebote sind für Kinder zahlreich vorhanden. Aufgrund der Verkehrsanbindung sind Kinder jedoch auf dem Weg dorthin oft auf ihre Eltern angewiesen. Die Verkehrssituation verhindert es, dass sich das Gebiet zu einem geschlossenen Stadtteil entwickelt. Schulen sind in diesem Stadtteil zwar reichlich vorhanden, allerdings ist das Gebiet zum einen durch den J.F.-Kennedy-Ring räumlich abgegrenzt, zum anderen besteht es überwiegend aus Berufs- und Fachschulen. Der ebenfalls räumlich abgegrenzte Hainig verfügt zwar über eine gute Busanbindung, jedoch müssen die Kinder und Jugendlichen lange Wege in die Stadt zurück legen, um Einrichtungen zu erreichen.