Planungsgebiet IV: Bergl / Oberndorf
Expertengespräch Bergl / Oberndorf
Bevölkerungsstatistische Aussagen
Bergl
Am Bergl ist der Ausländeranteil mit 17,7% sehr hoch. Nach Angaben der Experten ist auch der Anteil der Aussiedler hoch, was jedoch nicht nachgewiesen werden kann, da Aussiedler statistisch nicht erfasst werden. Gemessen an der Altersstruktur entsprechen die Anteile der jüngeren Altersgruppen am Bergl etwa dem des Gesamtbilds von Schweinfurt. Etwas überproportional vertreten ist die Bevölkerung ab 50 Jahren. Geringer als im Gesamtbild Schweinfurts fällt die Gruppe der 30- bis 40-Jährigen am Bergl aus.
Oberndorf
In Oberndorf ist der Anteil der Ausländer mit 11,3% geringer und liegt nahe am Gesamtdurchschnitt Schweinfurts. Der Anteil der 30- bis 40-Jährigen ist mit 17,3% erhöht, dem entspricht auch ein gering erhöhter Anteil der Kinder von 0 bis 6 Jahren.
Zusammenfassung der Expertenmeinung
Bergl
Bergl
Lebensraum
Wohn- und Lebenssituation
Am Bergl treffen unterschiedliche Wohnstrukturen aufeinander, Reihen- und Einfamilienhäuser sind ebenso vorhanden wie Wohnblocks. Besonders prägend für den Stadtteil ist nach Aussagen der Teilnehmer die sogenannte Wohnscheibe, ein Hochhauskomplex. Die Wohnatmosphäre ist hier durch Anonymität gekennzeichnet. Um den Stadtteil zu charakterisieren, wurde für das Bergl die Formulierung Trabantenstadt benutzt.
Im Vergleich zu Oberndorf wird das Bergl als der problematischere Stadtteil geschildert.
Besonders problematisch sehen die Experten das Leben in den Wohn-blocks, hier fällt der Begriff vom Wohnsilo. Die Wohnsituation sei geprägt durch eine hohe Fluktuation. Besonders hervorgehoben wird die Konzentration der verschiedenen Nationalitäten, insbesondere der türkischen Mitbürger. Die Aussiedler bilden einen stetig wachsenden Teil der Bevölkerung am Bergl. Deutsche „einheimische“ Mieter würden in den Mietwohnungen im-mer weniger. Ein Großteil der Bewohner sei als soziale Gruppen zu sehen, die belastet oder eine Disposition zu sozialer Belastung hätten, darunter sind beispielsweise eine hohe Anzahl von Sozialhilfeempfängern und Ar-beitslosen. Davon häufig betroffen sind Ausländer, Aussiedler und allein Erziehende.
Anders zu bewerten sei die Situation um die Sudetenstraße, hier wohnen vor allem ältere Leute in den Reihenhäusern. Am Berliner Platz wird eine Grenze ausgemacht: Auf der einen Seite das Viertel, in dem vorwiegend ausländische Mitbürger wohnen und auf der anderen Seite das Wohngebiet, in dem in erster Linie die deutsche Bevölkerung lebt.
Lebensituation von Kindern und Jugendlichen
Situation von Kindern und Jugendlichen
In diesem Stadtteil existiert ein breites Angebot Schweinfurter Sportverbände in den Turnhallen der Albert-Schweitzer-Schule. Das Vereinsgelände des SV Bergl liegt sehr abgelegen und inmitten einer schlecht angesehenen Wohngegend, der Obdachlosensiedlung, so dass viele Eltern die Kinder zum Vereinssport woanders hinbringen. Auch die Offene Jugendarbeit der Stadt Schweinfurt betreibt eine Kinder- und Jugendfreizeitstätte. Neben diesen Angeboten machen auch die beiden Kirchengemeinden Christkönig und Auferstehungskirche Kinder- und Jugendarbeit. Die Busverbindungen und damit die Anbindung an die Stadt wird als optimal bezeichnet.
Frei- und Spielflächen sind am Bergl in ausreichendem Umfang vorhanden. Ein Teil der Teilnehmer bemängelt jedoch fehlende Rückzugsmöglichkeiten für Jugendliche, die nicht eingesehen werden können. Es werden aber auch andere Stimmen laut, die genau gegenteilig einsehbare Flächen fordern, da Vandalismus, wie beispielweise Spielplatzzerstörung und Verschmutzung sonst noch mehr zunehmen würden.
Als besondere Problemlage, die Kinder und Jugendliche betrifft, wird die Lebenssituation der jungen Aussiedler zur Sprache gebracht. Sie können meist schlecht Deutsch. Beobachtet wird eine Abschottung dieser Jugendlichen. Auch der offene Treff wird durch diese Gruppe Jugendlicher dominiert, einheimische Deutsche kommen im Gegenzug immer weniger.
Oberndorf
Oberndorf
Lebensraum
Wohnsituation
Oberndorf teilt sich in verschiedene Gebiete. Das Altdorf bildet ein gewachsenes und konstantes Wohngebiet. Dem schließt sich ein neuerer Siedlungsbereich an. Als sozial belastetes Gebiet wird der Bereich um den Hauptbahnhof genannt, das von hoher Fluktuation geprägt sei und wo in den Mietblocks viele allein Stehende und Randgruppen leben. In direkter Nachbarschaft liegt ein als bürgerlich zu bezeichnendes Viertel. Als eigenen Bereich bezeichneten die Experten das sogenannte Sachsviertel.
Der Stadtteil Oberndorf wird aber insgesamt als intakter und sozial gefestigter beschrieben.
Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen
Situation von Kindern und Jugendlichen
In Oberndorf existiert ein reges Vereinsleben, das auch zur Integration der Ausländer viel beigetragen hat. Außerdem gibt es zwei lebendige Kirchengemeinden, die Jugendarbeit betreiben. Auch die kommunale Kinder- und Jugendarbeit macht Angebote.
Frei- und Spielflächen sind aufgrund des dörflichen Charakters ideal für Kinder, auch der Sportverein stellt Flächen zur Verfügung. Eine Gefahrenquelle für die Kinder ist der Durchgangsverkehr durch die Ernst-Sachs-Straße, die Hauptstraße und die Engelbert-Fries-Straße.
Angebote, die sich speziell an Jugendliche wenden, gibt es nach Meinung der Experten allerdings zu wenig. Die Oberndorfer Vereine und Kirchen beginnen deshalb, noch mehr offene Angebote für Jugendliche anzuregen. Dazu bieten sich auch die neuen Jugendräume über dem Kindergarten der Kreuzkirche an.
Bewertung der Experten
Bewertung
Am Bergl ist die Situation besonders durch die Zusammensetzung der verschiedenen Nationalitäten und sozialen Schichten geprägt. Die Problematik der Spätaussiedler lässt sich als ähnlich bezeichnen wie die am Deutschhof. Das ethnische Gefüge im Stadtteil Bergl ist aber als noch problematischer zu beurteilen. Neben der relativ neuen Problemkonstellation der Aussiedler ist das Bergl ein „Ausländer-Stadtteil“. Integration kann auf diesem Weg kaum realisiert werden, da die „auffangende“ Gruppe der Deutschen in der Minderzahl ist bzw. häufig auch zum Personenkreis gehört, der Integrationsprobleme hat.
Handlungsorientierung
Handlungsorientierung
- Stärkung und Ausbau der pädagogischen Betreuung der Kinder- und Jugendarbeit am Bergl, um auf die kulturellen Besonderheiten und unterschiedlichen Lebenslagen der einheimischen Kinder sowie denen aus Aussiedler- und Ausländerfamilien eingehen zu können.
- Förderung ehrenamtlicher Strukturen sowie Vernetzung der verschiedenen Träger, um bestehende Angebote der Kinder- und Jugendarbeit in Oberndorf zu erhalten und zu erweitern.
- Durchführung von weiteren nahraumorientierten Analysen und Betroffenenbeteiligung, um ausgegrenzte Kinder und Jugendliche zu erreichen und mehr über deren Lebenssituation zu erfahren sowie die Wirksamkeit des bestehenden Jugendhilfeangebots zu überprüfen.