Kinder und Jugendliche aus Spätaussiedlerfamilien

Der Arbeit mit diesen Kindern soll besondere Beachtung geschenkt werden. Die Notwendigkeit zeigt sich in vielschichtigen  Integrationsschwierigkeiten, die diese Kinder und Jugendlichen hier in Deutschland nach dem Zuzug aus einer anderen Kultur haben. Wie auch die ausländischen Kinder brauchen sie Unterstützung, um ihr Leben zwischen zwei Kulturkreisen zu verarbeiten.

Örtlichkeiten der spätausgesiedelten Kinder

Wo sind spätausgesiedelte Kinder und Jugendliche zu finden?

a) Aussagen aus den Expertengesprächen
b) Aussagen aus Einrichtungen

a) Aussagen aus den Expertengesprächen

Die Expertengespräche fanden im Rahmen der Erstellung des Jugendhilfeplans statt. Wie die Einschätzungen der Experten zeigten, sind neben den Ausländern auch die Aussiedler stark auf bestimmte Wohngebiete konzentriert.

Innenstadt / Musikerviertel

Die strukturellen und sozialen Gegensätze prägen das Bild der Innenstadt, das auch als sozialer Sprengsatz von den Experten beschrieben wird. Die alte Wohnbevölkerung stirbt aus, die Kinder und Enkel ziehen aus oder sind schon weg. Jetzt sind hier eher einkommensschwache gesellschaftliche Randgruppen zu finden als eine sehr gemischte Wohnbevölkerung. Die Ausländer, besonders Türken und Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion prägen das Bild (s. Dokumentation des Expertengesprächs).

Deutschhof

Der Deutschhof war vor einigen Jahren zu einem Durchgangslager für Aussiedler und teilweise Getto geworden (Dokumentation des Expertengesprächs). Die Situation der Jugendlichen ab ca. 13 Jahren war hier besonders problematisch. Durch eine intensive Arbeit der Streetworker sowie den durch die Kommunale Jugendarbeit betriebenen Jugendtreff stellt sich die Situation heute deutlich entspannter dar. dennoch gilt weiterhin: Von der Entwicklung her beginnt normalerweise die Ablösung der Eltern und die starke Hinorientierung zu den Gleichaltrigen. Das Zusammenfinden jugendlicher Gruppen in diesem Alter ist normal. Bei den Spätaussiedlern bündeln sich zwei Abgrenzungsbeweggründe, die sich gegenseitig verstärken. Einerseits die Abgrenzung gegen Eltern und die Erwachsenenwelt, andererseits die Abgrenzung gegen die neue Lebensumwelt, die ihnen besonders in der Phase der Umorientierung bedrohlich erscheint (s. Dokumentation des Expertengesprächs).

Bergl

Als besondere Problemlage wird die Lebenssituation der jungen Aussiedler zur Sprache gebracht. Sie können meist schlecht deutsch. Beobachtet wird eine Abschottung dieser Jugendlichen (Dokumentation des Expertengesprächs). Am Bergl ist die Situation besonders durch die Zusammensetzung der verschiedenen Nationalitäten und sozialen Schichten geprägt. Die Problematik der Spätaussiedler lässt sich hier als ähnlich bezeichnen wie die am Deutschhof. Im Gegensatz zur Situation am Deutschhof wird das soziale Gefüge nicht nur durch die Spätaussiedler geprägt. Das ethische Gefüge im Stadtteil ist aber als noch problematischer zu beurteilen (s. Dokumentation des Expertengesprächs).

Erfahrungen aus der aktiven Arbeit

b) Aussagen aus Einrichtungen

Innenstadt / Gründerzeitviertel

• Offener Jugendtreff "Kom,ma" in der Schultesstraße

 

Der Großteil der männlichen Besucher setzt sich vorwiegend aus Türken, Deutschen, Bosniern, Griechen und Jugendlichen aus Asylbewerberländern zusammen. In letzter Zeit finden sich jedoch auch vermehrt Kinder und Jugendliche aus russischen und polnischen Aussiedlerfamilien ein. Dies wurde auch durch die Hausaufgabenbetreuung ermöglicht, die seit März 1995 angeboten wird.

Musikerviertel / Nordwestlicher Stadtteil

• Jugendhaus

 

Bei Zuwanderern aus den osteuropäischen Ländern lässt sich beobachten, dass sich solche, die in ihren Ursprungsländern die deutsche Tradition aufrechterhalten konnten, im offenen Betrieb ohne Schwierigkeiten etablieren können. Innerhalb der Kursangebote und jugendkulturellen Veranstaltungen gelingt inzwischen ein Vermischung der Nationalitäten, doch sind einheimische deutsche Kinder/Jugendliche noch immer in der Mehrzahl.

Deutschhof

  • Jugendtreff Deutschhof

Der Jugendtreff Deutschhof wird hauptsächlich von Jugendlichen mit Migratinshintergrund besucht. Spätaussiedler stellen hier die Mehrheit. Die Kernzielgruppe ist unter 18 Jahren alt und ist bereits in Deutschland geboren. Die Problemlage ist deshalb nicht mehr so brisant, wie bei den jungen Erwachsenen noch vor wenigen Jahren.

Bergl

• Freizeiträume Bergl: „Café Morrison“

 

Die Nutzer kommen hier aus den verschiedensten Ländern, sprechen jedoch alle ausreichend deutsch, um miteinander kommunizieren zu können. Sie kommen vorwiegend aus Arbeiterfamilien und besuchen in der Mehrzahl die Hauptschule.

• Freizeiträume Bergl: „Die Scheibe“

 

Der Ausländeranteil (vorwiegend aus der Türkei) sowie der Anteil an Spätaussiedlern liegt zusammen bei etwa 90 %.