Planungsgebiet II: Deutschhof / Hochfeld / Steinberg

Bevölkerungsstatistische Aussagen

Expertengespräch Deutschhof / Hochfeld, Steinberg



Bevölkerungsstatistische Aussagen

Deutschhof

Deutschhof

Nach Aussagen der Experten wohnen am Deutschhof sehr viele Aussiedler, was durch die amtliche Statistik jedoch nicht ohne weiteres belegt werden kann.1  Der Ausländeranteil ist dagegen gering, er beträgt lediglich 2,9 %, womit der Deutschhof zu den Wohngebieten mit geringem Ausländeranteil gehört. Eine am Gesamtbild von Schweinfurt überproportional stark vertretene Bevölkerungsgruppe sind die Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren, die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren und deren Elterngenerationen, die 40- bis 60-Jährigen.

Hochfeld / Steinberg

Hochfeld/Steinberg

Anders strukturiert ist das Stadtgebiet Hochfeld/Steinberg, wo vor allem ältere Menschen leben. Der Anteil der Einwohner, die über  65 Jahre alt sind, liegt mit 25,4% deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 19,3% in Schweinfurt. Auch die beiden Altersgruppen der 40- bis 50-Jährigen und 50- bis 65-Jährigen sind überproportional stark vertreten. Relativ gering ist auch hier der Ausländeranteil mit 4,8%.

Zusammenfassung der Expertenmeinung

Zusammenfassung der Expertenmeinung

Als problematisch und interventionsbedürftig wurde vor allem das soziale Gefüge am Deutschhof dargestellt. Schwerpunkt des Gesprächs war die Situation der großen Gruppe der Spätaussiedler. Nach Einschätzung der Gesprächsteilnehmer ist dort der Aussiedleranteil innerhalb der letzten 10 Jahre drastisch gestiegen. Im Kindergarten beträgt der Aussiedler- und Ausländeranteil zusammen nach Schätzungen der Experten nahezu 70 %.2

Zuwanderung

Ein wesentlicher Punkt in diesem Zusammenhang sind die veränderten Voraussetzungen, mit denen die Spätaussiedler seit einiger Zeit nach Deutschland kommen. Im Gegensatz zu früheren Zuwanderern verfügen sie über geringe oder keine Deutschkenntnisse, insbesondere die Kinder und Jugendlichen. Zu einem Großteil kommen die heutigen Aussiedler aus sehr ländlichen Gebieten der ehemaligen Sowjetunion, vor allem aus Kasachstan. Sie treffen hier auf eine Lebenswelt, der sie nicht ohne Hilfe gewachsen sind. Das neue Lebensumfeld hat nichts mehr gemein mit der dörflichen Gemeinschaft im Herkunftsland. Die neue und fremde Kultur und das Nicht-Beherrschen der deutschen Sprache sind charakteristische Merkmale der Probleme der Aussiedler. Reaktion hierauf und gleichfalls integrationshemmend ist die zu beobachtende Abkapselung und Fokussierung auf bestimmte Wohngebiete nach dem Auszug aus dem Übergangswohnheim.

Sozialräumliche Beschreibung

Eine typische „Aussiedler-Karriere“ ist der Einzug in eine Sozialwohnung möglichst im Umfeld anderer Spätaussiedler, ein sechsmonatiger Sprachkurs und danach oft Bezug von Sozialhilfe. Jugendliche sind in sehr starkem Maß von Arbeitslosigkeit betroffen, es fehlen ihnen die notwendigen Perspektiven.

Lebensraum

Die kleinen Sozialwohnungen sind oft überbelegt, da im Zuge der Familienzusammenführung (Spätaussiedler müssen nach geltendem Recht zwei Jahre am ersten Ort bleiben) oft drei Generationen in einer Wohnung leben. Für die Kinder und vor allem Jugendlichen bedeutet dies, dass ihnen zu Hause auch keine Rückzugsmöglichkeit bleibt.

Unterstützt wird die Konzentration von Aussiedlern in den Sozialwohnungen am Deutschhof durch die Fehlbelegungs-Abgabe. So ziehen viele Deutsche aus, weil die Kosten für die Wohnung steigen und sie zu diesen Preisen in eine andere Wohngegend ziehen können. Beobachtet wird aber auch, dass die Tendenz besteht, dass Familien mit Eigenheimen wegziehen oder nach Wohnalternativen suchen.

Problemsituation

Aus Sicht der Spätaussiedlerjugendlichen stellt sich die Situation als sehr schwierig dar. Die Krisengruppe bilden die 15- bis 18-Jährigen. Sie können meist kein Deutsch. Für viele sind die Erfahrungen von sozialem Randdasein geprägt. Die jugendlichen Aussiedler besuchen zumeist die Hauptschule, danach schließt sich für viele eine längere Verweilzeit in einer Maßnahme des Arbeitsamtes an. Die sozialen Integrationsprobleme werden durch die berufliche Perspektivlosigkeit verstärkt. Auch in der Grundschule machen sich diese Sprachschwierigkeiten stark bemerkbar, das soziale Miteinander der Kinder ist aber nach Einschätzung der Lehrerin eher möglich und wächst in der Klassengemeinschaft. Tatsache ist aber auch hier, dass die Spätaussiedlerkinder Startschwierigkeiten haben.

Integration

Als schwierig eingestuft wird die Realisierbarkeit von Integration durch gemeinwesenorientierte Angebote. Nach Erfahrungen der Teilnehmer fällt es äußerst schwer, die Erwachsenen für Angebote zu gewinnen. Wenn überhaupt ist dies nur über persönlichen Kontakt möglich. Gut angenommen werden die Hausaufgabenhilfe und der Spätaussiedlertreff für Jugendliche. Es zeigen sich aber auch dort Schwierigkeiten, einheimische Jugendliche und Spätaussiedlerjugendliche zusammenzubringen.

Lebens>bedingungen

Grundsätzlich werden die Bedingungen für Kinder am Deutschhof jedoch positiv eingeschätzt. Die Nähe zur Natur, genügend Freiflächen und Freizeitmöglichkeiten, aber auch eine gute Verbindung zur Innenstadt machen den Deutschhof zu einem der schönsten Stadtteile. Besonders für Kinder sind die Spielmöglichkeiten optimal. Problematischer wird die Situation für die 15-bis 18-Jährigen eingeschätzt. Das Angebot für diese Altersgruppe im Stadtteil sei zu gering. Kritisiert wurde auch, dass eine Schule (Turnhalle) am Deutschhof fehlt.

Freizeitmöglichkeiten

Auch bezüglich der Frage nach Freizeitmöglichkeiten schlug im Gespräch immer wieder die alles überlagernde Problematik der Situation der Spätaussiedler durch. Bedenken wurden auch gegenüber dem gegründeten Aussiedlersportverein geäußert. Einer Integration über vorhandene Sportvereine, die hier bewährte Institutionen sind, werde dadurch entgegengesteuert. Als gelungenes Beispiel wurden die Fußballabteilung und die Turnabteilung des TV Jahn angeführt, in der Integration gelingt.

Bewertung

Bewertung

Integration

Der Jugendtreff der Gemeinde St. Maximilian Kolbe und die Hausaufgabenbetreuung sind zwei Projekte, die versuchen, Kinder und vor allem Spätaussiedlerjugendliche zu stärken. An Grenzen stößt diese Arbeit offensichtlich, wenn es um die Umsetzung der Integration geht, insbesondere im  Zusammenbringen von Einheimischen und Aussiedlern. Dies ist aber nicht verwunderlich, da die Möglichkeit der Integration einer neuen Gruppe in ein sozial gewachsenes System nur dann möglich ist, wenn die Größe dieser Gruppe dieses System nicht überfordert und gleichfalls der neuen Gruppe durch ihr eigene Überzahl ermöglicht wird, eine eigene soziale Welt vollkommen abgeschottet aufrechtzuerhalten. Es kommt zu einem Nebeneinander zweier  Welten, die sich gegenüberstehen und deren soziale Durchmischung nicht gelingt. Die Situation am Deutschhof ist genau hierdurch geprägt.

Die Bereiche Hochfeld/Steinberg gelten als bevorzugtes Wohngebiet für „Besserverdiener“. Kinder und Jugendliche sind unterdurchschnittlich vertreten, haben einen stärkeren Grad der Selbstorganisation der Freizeit, bzw. werden von den Eltern an die Angebote der Kirchen, Vereine und Jugendverbände herangeführt.

Handlungsorientierung

Handlungsorientierung

  • Unterstützung der Jugendarbeit, um berufliche und sprachlichen Qualifikation der jungen Spätaussiedler zu forcieren. 
  • aufsuchende und freizeitbezogene, präventiv ausgerichtete Angebote der Jugendhilfe.
  • Struktur- und Siedlungspolitik, die eine Integration unterstützt.
  • gemeinwesenorientierte und vernetzende Projekte, um Einheimischen und Aussiedlern zu ermöglichen, sich kennen zu lernen.